Ideenwettbewerb „Gemeinsam geht besser“: Jury fällt Entscheidung

5. Oktober 2025

Respekt-Armbänder für Eltern, Empowerment für geflüchtete Mädchen oder die zufällige Besetzung eines neu geschaffenen Vereinsorgans: Das sind nur drei der Projekte, mit denen sich Vereine beim Ideenwettbewerb „Gemeinsam geht besser“ beworben haben. Eine Jury rund um DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm, der den Wettbewerb mit seiner Stiftung initiiert hatte, hat nun entschieden, welche der 220 eingereichten Ideen gefördert werden. Allen Ideen ist gemein, dass sie Zusammenhalt, Teilhabe oder Mitbestimmung im Verein stärken wollen. Die neun Gewinnervereine dürfen sich über Förderungen im Gesamtwert von 150.000 Euro freuen, die aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung, der Beisheim Stiftung und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung stammen.

München, Altstadt, Ende September: Nach einer intensiven Sitzung verabschieden sich die acht Jury-Mitglieder voneinander, aus ihren Gesichtern ist Zufriedenheit abzulesen. „Ich bin beeindruckt, wie viel Innovationskraft und Tatendrang in den Vereinen steckt“, resümiert Philipp Lahm. „Es gibt so viele Menschen, die sich tagtäglich engagieren für das Richtige.“

Lahm und die anderen Jury-Mitglieder hatten zur Vorbereitung auf die Sitzung die Konzepte der rund 40 Finalisten per Punktesystem bewertet: Wie schlagkräftig ist das Konzept? Wird die Zielgruppe erreicht? Wie innovativ ist die Idee? Wie realistisch die Umsetzung?

„Was wir dabei gesehen haben, ist, dass Demokratie in den Vereinen, die sich explizit damit auseinandersetzen, nicht nur eine Hülle ist, sondern gelebte Mitbestimmung“, findet Jurymitglied Prof. Dr. David Jaitner von der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Es war ein inspirierender Tag. Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, Menschen, die etwas verändern wollen, zu unterstützen“, findet auch Dr. Kinza Khan, Dozentin an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Die Philipp Lahm-Stiftung hatte den Ideenwettbewerb „Gemeinsam geht besser“ zusammen mit der Beisheim Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung im Sommer 2025 durchgeführt; insgesamt wurde eine Fördersumme von 150.000 Euro ausgelobt. Vereine konnten sich niedrigschwellig – zum Beispiel per Sprachnachricht – über die Webseite treffpunktverein.de mit ihren Ideen bewerben. Ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren fand sein großes Finale in der fünfstündigen Jurysitzung in München, bei der die besten Ideen nochmal in großer Runde diskutiert und bewertet wurden.

Hintergrund des Ideenwettbewerbs war der einende Wille der Beteiligten, die Gesellschaft stärker zusammenzubringen. „Sportvereine sind ein zentraler Begegnungsort in unserer Gesellschaft. Sie bieten ein enormes Potenzial, Demokratie auf einfache und lebensnahe Weise greifbar zu machen“, so Jurymitglied Alexander Heinrich von der Robert Bosch Stiftung. Ein Gedanke, der auch Philipp Lahm, der sich selbst in seinem Heimatverein FT Gern engagiert, immer wieder antreibt: „Beim Sport verschwinden die Grenzen sozialer Herkunft. Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensperspektiven kommen zusammen und verschreiben sich einem gemeinsamen, sportlichen Ziel. Das wollen wir unbedingt fördern.“

Insgesamt neun Vereine von den ursprünglich 220 Bewerbern haben den Auswahl- und Bewertungsprozess überstanden und dürfen sich nun über Fördergelder freuen. Gelder, mit denen sich ihre Konzepte für mehr Zusammenhalt, Teilhabe und Demokratie umsetzen lassen.

Die Gewinner des Ideenwettbewerbs „Gemeinsam geht besser“

Athletic Sonnenberg

Durch gemeinsames Kampfsporttraining und begleitende Dialogformate will der Verein aus dem Chemnitzer Stadtteil Sonnenberg Menschen aus verschiedenen Lebensrealitäten zusammenbringen. Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund und aus der queeren Community.

TSV Wittenau & FC Internationale Berlin

Die Vereine wollen junge Menschen per Zufallsauswahl in verantwortliche Positionen (sogenannte Community-Räte) bringen und ihnen so Gestaltungsspielräume und Selbstwirksamkeitserfahrungen eröffnen.

Tennis Borussia Berlin

In interaktiven Workshops will der Verein seine Mitglieder im Umgang mit den Themen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie schulen.

SV Waldeck Obermenzing

Vor jedem Jugend-Fußballspiel sollen die Kinder Armbänder aus recyceltem Silikon an die Eltern und Zuschauer übergeben. Mit der Aufschrift „Respekt und Miteinander“ wollen sie so ein Zeichen setzen gegen unangemessenes Verhalten am Spielfeldrand.

SV Rhenania Hamborn

Mit verschiedenen Methoden will der Verein aus dem Duisburger Stadtteil Hamborn die Integration stärken. Darunter ein Patenschaftsmodell, eine Wertesaison und kreative Aktionen wie das Gestalten von Graffiti, Bannern und Social Media-Formaten.

Sportfreunde 02 Reutlingen

Die Sportfreunde aus Reutlingen möchten Tendenzen der sozialen Desintegration in Reutlingen bekämpfen. Dabei wollen sie ihr Sportangebot u.a. in Flüchtlingsunterkünfte tragen und neben der sportlichen Anleitung auch psychosoziale Betreuung leisten.

Sportfreunde Blau-Gelb Marburg

Der Verein möchte insbesondere geflüchtete Mädchen einladen, kostenfrei an Fußballtrainings teilzunehmen, um sie so aus der sozialen Isolation zu holen. Zum Konzept zählt zudem ein Workshop-Programm.

Polar Pinguin e.V.

Der Berliner Verein organisiert das Fußballturnier „Kicken mit Herz-Cup“, bei dem gemischte Teams mit Paten antreten. Die Kinder legen dabei die FairPlay-Regeln fest. In spielfreien Phasen gibt es Workshops, unter anderem zu den Themen Demokratie und Konfliktlösung.

SV Kompass e.V.

Der Verein aus Osnabrück möchte zur Mitmachplattform werden, bei dem Jugendliche in Eigenregie ein neues Sportangebot entwickeln, Ferienwerkstätten organisieren und so den Vereinsalltag aktiv demokratisch mitgestalten können.

Die Ideenwettbewerb-Jury

  • Alexander Heinrich (Robert Bosch Stiftung)
  • Dr. Larissa Kuhn (Beisheim Stiftung)
  • Clemens Kurek (Niedersächsische Lotto Sport Stiftung)
  • Inga Gertmann (More in Common)
  • David Naujeck (Bundeszentrale für politische Bildung)
  • Prof. Dr. David Jaitner (Sporthochschule Köln)
  • Dr. Kinza Khan (Akademie für politische Bildung Tutzing)
  • Philipp Lahm (Vorstandsvorsitzender Philipp Lahm-Stiftung)